Was haben wir uns in den letzten Jahren immer gefreut, wenn bei anderen Vereinen das Chaos ausgebrochen war und die Dilettanten ihre Meinung in die Mikrophone blökten. Jede schmerzhafte Erinnerung an Zeiten, zu denen es am Valznerweiher genauso zuging, waren ja “Gott sei Dank vorbei“.

“Waren” vorbei, denn seit dieser Woche herrscht wieder dieser “Dorfverein-Stile”, bei dem der Walter Kassier is aber der Kalle aber a gern wos zum soong hätt:

Hatte ich mich am Montag noch positiv darüber geäußert, dass der nach dem 0:5 gegen Hamburg unausweichliche Trainerwechsel so sachlich und gefasst von statten ging, scheint es bei der Neuverpflichtung eines Wiesinger-Nachfolgers einen herben Rückschlag in alte Zeiten zu geben. Denn der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Schramm fühlte sich genötigt der BILD folgende Informationen zu geben: „Herr Bader wird uns erst informieren, wenn die Tinte unter dem Vertrag trocken ist. Aber mich würde es schon sehr überraschen, wenn Gross nicht kommt“. Ungefähr das gleiche bekam dann auch noch Sky in einem Interview mitgeteilt (hier). Martin Bader meinte gegenüber der NZ, dass er sich “gewünscht” hätte, “dass so etwas intern bleibt“. Nun hat Gross wohl abgesagt…

Die Nürnberger Nachrichten schrieben deshalb sehr treffend im Kommentar “Willkommen im Chaos-Club Nürnberg!“:

“Mit seinem Alleingang hat Schramm nicht nur die Verhandlungsposition des eigentlich zuständigen Sportvorstands brutal geschwächt, sondern gleichzeitig auch Gross einen fabelhaften Dienst erwiesen. Der Fußballlehrer sitzt seitdem am längeren Hebel, weiß, dass aus Sicht der Nürnberger nicht mehr viel schiefgehen darf. (…) Der Aufsichtsratschef, immerhin drittmächtigster Mann im Verein, hätte wie alle anderen einfach den Mund halten müssen, so wie es in ungleich ernsthafter geführten Vereinen wie diesem üblich ist. Stattdessen gibt der 1. FC Nürnberg mal wieder ein jämmerliches Bild ab. Normalerweise geheime Diskussionsinhalte werden bei der erstbesten Gelegenheit am Telefon ausgeplaudert, Mitarbeiter und Kollegen damit bloßgestellt.” (sehr lesenswert hier)

Glubberer69 forderte den 74jährigen in einer Art offener Brief auf, von “diesbezüglichen Aussagen solange ab, bis die Trainerfrage geklärt ist” und Alex von Clubfans-United sieht Klaus Schramm ebenfalls in der Kritik.

Ich finde…

…es unmöglich wenn sich da einzelne in den Vordergrund drängen und nach dem Motto “Herr Lehrer ich weiß was” Internas ausplaudern. Das ist sogar für den vielzitierten Dorfverein eine Blamage, für einen Bundesligaverein ist es ein absolutes No-Go! Wenn Herr Schramm auch mal gerne wichtig sein möchte, dann kann man doch absprechen, dass er die Meldung für den neuen Trainer verlesen darf. Aber mitten in den Verhandlungen, das erinnert an Zeiten, als beim FCN jemand den Spielern mit der “Knarre das Hirn durchpusten” wollte. F. Zenger findet auf Twitter das “Verhalten des AR-Chefs absolut ‘rothesk’ “! 🙂

Zumal Christian Gross das Angebot des Clubs inzwischen abgelehnt hat, scheint es durchaus möglich zu sein, dass er dem FCN einen Bärendienst erwiesen hat.

Eventuell ist es aber am kommenden Montag, dem 14.10.2013 im Rahmen der Ordentlichen Mitgliederversammlung des 1.FC Nürnberg möglich, dass Herr Schramm sich zu den Vorwürfen äußert? Bei der Jahreshauptversammlung finden ja eh Neuwahlen statt, also bin ich mir sicher, dass einige Mitglieder hier durchaus Fragen stellen könnten. Beginn 18:30 Uhr! 🙂

Tags: Aufsichtsrat, Martin Bader, Neuverpflichtung, Trainerwechsel