So richtig viel Zeit hat man als Familienvater recht selten, weder zuhause noch im Urlaub. Doch manchmal ergeben sich ja solche Augenblicke …
Rückblende:
Italien, Gardasee, Peschiera del Garda, Campingplatz “Bella Italia”; Sonntag, den 18.05.2014
Es geschah während des gemeinsamen Urlaubes der beiden Familien “Bomber” und “Fahnenmeier”.
Die Nähe des Gardasees zu Verona ist bekannt; und natürlich auch dass in Verona gleich zwei Mannschaften in der Serie A spielen: Hellas Verona und Chievo Verona. Und die Spiele der italienischen ersten Liga laufen ja an den Abenden grundsätzlich um 20:45 Uhr, zum Glück. Daher gönnten wir uns also das Spiel Chievo Verona gegen Inter Mailand.
Der reine Fahrtweg wurde laut Navi mit 23 km ohne die anfallenden Autostrada-Gebühren angezeigt. “Lass uns um 19:00 Uhr losfahren, da können wir noch schön gemütlich das eine oder andere Bierchen zischen … Wir sind ja in ner halben Stunde dort.”Ja Pustekuchen! Auf der anscheinend sehr beliebten Einfallstrasse nach Verona war am Sonntag Abend mehr Verkehr als am Plärrer um 17:00 werktags. Zähflüssig ging es bis zum Stadion durch die Stadt, doch wir freuten uns dafür umso mehr als wir ankamen. Wie früher der Gladbacher Bökelberg liegt das Stadio Marc’Antonio mitten in der Stadt, zwischen Wohnhäusern und Einkaufsläden. Genauso nah lag dann auch der Parkplatz (5 Minuten weg), welcher folgend noch eine Rolle spielen sollte.
Als wir so um 20:00 Uhr am Stadion dann endlich ankamen, ging es auf die Suche nach dem Kartenverkaufs- Häuschen.
Direkt voraus ? Nee … da steht was komisches auf italienisch mit irgendwelchen Buchstaben. Lass uns links herum gehen hinter die Haupttribüne. Ok, auch Fehlanzeige, da gehts nur zu den Auswärtssupporters und da ist gesperrt.
Also zurück, auf die andere Seite in Richtung der Gegengerade (20:15 Uhr). Dort bildeten sich riesige Schlangen vor den Einlässen, aber weit und breit kein Kartenverkauf. Das gibts doch nicht!
Jetzt probieren wir es mal mit Anquatschen. Ok, unser Italienisch beschränkt sich auf die Grundartikulationen des Ãœberlebens in Italien: “Hallo, ein Bier, eine Pizza Vierjahreszeiten, die Rechnung bitte und Auf Widersehen.” Und Englisch ist in Verona anscheinend bei den meisten auch nicht so verbreitet wie gedacht. Oder man versteht sie einfach nicht.
Schlussendlich haben wir es aber dann beim dritten Versuch herausgefunden, dass genau an dem Ort, wo die Odyssee anfing, es auch die Karten geben müsste. Es war 20:25 als wir an den halbversteckten Kartenverkaufs-Containern ankamen. Zum Glück konnte der italienische Verkaufs-Fuzzi Englisch, so dass wir im nu unsere Plätze ausgesucht hatten.
Dann die Frage, die uns, bzw. mich umhaute: “Haben Sie ihren Ausweis dabei? Den bräuchte ich bitte.” Uns fiel es wie Schuppen von den Augen! Na klar, wir sind ja in Italien, wo seit geraumer Zeit die Karten komplett personalisiert wurden. Bomber hatte seinen Ausweis dabei und ich , tja … ich hatte natürlich meinen Ausweis im Auto gelassen, wie immer halt. Also Moment bitte…
Während der Fahnenmeier nun zum Parkplatz flitzt, übernimmt Bomber Manolo die Berichterstattung: 🙂
Ja, denn auch ich hatte so eine “Stirn-klatsch-Aktion”: Denn schließlich sind wir hier im Süden, Badeurlaub. Doch schon beim Aussteigen aus dem Auto bemerkte ich, dass die Einheimischen hier alle mit Jacken ausgestattet waren – und ausgerechnet ich verfrorener Deutsch-Urlauber laufe da im T-Shirt rum.
Also auf zum nächsten Fan-Artikel-Stand, die Welt wird das hier nicht kosten, die “Italiener ham doch immer so an Ramsch” sagt der Volksmund. Tja, aber auch hier will man nur das Beste VON den Fans: Das Bargeld! 😉 Ein Chievo-Kapuzenpulli für 30,-Euro! Wenn schon die Kohle ausgeben, dann will ich auch was gscheits haben! Dann gibts halt weniger Bier…
Als dann der Fahnenmeier mit Ausweis und Karten versorgt und der Bomber warm eingepackt war, gings endlich in das in der Dämmerung hell erleuchtete Bauwerk. Ein leichtes Groundhopping-Kribbeln überkam uns…
Das war aber sogleich verflogen, als wir nach der Personenkontrolle über die Treppen in den Oberrang stapften. Von wegen Fussballstadion: Das Ambiente erinnerte mehr an Industriebauten in der Südstadt, statt verglaste Flächen gabs nur schmutziges Plexiglas und die Rost-Flecken unterhalb der Betonträger ließen uns erschaudern – “Naja, des Ding wird schon noch halten”. Was will man von einem Stadion auch erwarten, das wie unser Ex-Spieler Marcos Antonio heißt? 😉
Aber endlich im Stadion, endlich südländische Begeisterung, endlich das erleben, dem unsere Ultras in Deutschland angeblich nacheifern!
Hier dann die erste positive Erkenntnis: Stehen bei uns massig Stimmungsmacher mit dem Rücken zum Spielfeld, sind es in Italien wohl nur wenige! Die Gäste-Kurve der Mailänder kam sogar mit nur 3 versetzt stehenden Vorsängern aus, die Heimkurve mit nur wenigen mehr. Sehr schön, Tifosi interessieren sich also fürs Spiel! 🙂
Dann aber begann die Partie auf mäßigem Niveau, aber was wollen wir meckern, war doch unser Glubb nur 1 Woche vorher abgestiegen. Mein Chievo-Pullover kam nicht so toll an, denn um uns rum saßen nur Inter-Fans, die dann nach dem 0:1 für den Football Club Internazionale grinsend irgendwelche zynischen Handbewegungen machten. Naja, widme ich mich eben den Erfrischungsgetränken, wenn Fahnenmeier schon fährt… doch auch hier hatte der Spaß ein Loch: Schenken die doch wahrhaftig Münchner Plörre aus!
In der Halbzeitpause fragten wir uns immer wieder, wer auf die Idee gekommen ist, Blöcke im Unterrang unterhalb des Spielfeldes zu legen (siehe Bilder). Wenigstens scheinen hier keine Karten mehr verkauft zu werden… oder standen da früher immer die Gladiatoren? Nee, so alt ist das Stadion auch wieder nicht.
In Halbzeit zwei wurde dann das Spiel besser, unser für den Underdog schlagendes Herz erwärmt: In der 72. Minute wurde der Farbige Victor Obinna eingewechselt, was unfassbar viele im Stadion mit diesen Uhuh-Affenlauten quittierten. Fast mit seiner ersten Ballberührung gab der aber die richtige Antwort: Ein wuchtiger Treffer zum 1:1! Klasse!
In der letzten Spielminute zauberte eben jener Victor Obinna dann auch noch statt Affenlauten die Zornesröte in die Gesichter der Inter-Fans: 2:1 für Chievo! Klassenerhalt und riesen Jubel im spärlich besetzten “Marc’ Antonio Bentegodi in Verona! Spieldaten hier bei kicker.de.
Die Heimfahrt war dann etwas abenteuerlich, da Fahnenmeier eine Möglichkeit suchte den Stau zu umfahren, was uns auch durchaus ungewöhnliche Eindrücke des Umlandes von Verona vermittelte. Im großen und Ganzen hat er es aber ohne größere Wartezeiten hinbekommen und uns wieder sicher zum Campingplatz gebracht!
Fazit:
Es ist mal sehenswert, aber man darf nicht so wie ich mit zuviel Erwartung hingehen. Die Eindrücke der 80er und 90er Jahre vergessen, als der Fussball in Italien noch das Maß aller Dinge war! Hohe Eintrittspreise, alte Stadien und der immer wieder hochkommende Wettskandal trafen hier die Fan-Szenen hart.
Nunja mal abwarten, wie es so in England ist! Morgen gehts los! Wir halten Euch auf dem Laufenden! 🙂
Fahnenmeier  und Bomber Manolo
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Tags: Bomber Manolo, Chievo Verona, Fahnenmeier, Groundhopping, Inter Mailand
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Sehr schön, da packt mich gleich wieder die Reiselust. Schon lange kein Auslandsspiel mehr besucht….
Wo geht es in England hin?
Wir waren bei West Ham gegen Stoke City und am nächsten Tag Queens Park Rangers gegen Chelsea! War geil! 🙂
aahh, West Ham. Der Hammerhead und Seifenblasen 😉 Hab ich vor ein paar Jahren in der 2. Liga gesehen, gegen Crystal Palace. Haben sie auch die ganze Zeit nur über Bobby Moore gesungen? Als ob wir ständig Max Morlock rauf und runter singen würden 😀
QPR haben wir damals leider nicht geschafft, das war ausverkauft (Derby gegen Fulham).
Ach ja, es gäbe noch so viel zu sehen….
Ja, der Bericht folgt noch! Die Seifenblasen waren der Hammer! :-))